Container im Hamburger Hafen© dpa
Anfang des Jahrtausends war Deutschland der kranke Mann Europas: hohe Arbeitslosigkeit, Reformstau, Rezession. Ganz so weit ist es im Frühjahr 2023 noch nicht – mit Fug und Recht kann Deutschland nun aber als der lahme Mann Europas bezeichnet werden. An einer technischen Rezession, also zwei Quartalen mit schrumpfender Wirtschaft, ist die Volkswirtschaft zwar haarscharf vorbeigeschrammt. Die nun gemeldete Stagnation der Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten des Jahres ist nach dem deutlichen Schrumpfen der Wirtschaftsleistung Ende des vergangenen Jahres aber eine weitere Enttäuschung.
Es bleibt dabei: In allen internationalen Wachstumsprognosen, sei es vom Internationalen Währungsfonds oder der Europäischen Kommission, rangiert Deutschland auf den letzten Plätzen.
Schnell ändern wird sich daran nichts. Die Inflation hat sich festgesetzt und verdirbt den Privatleuten die Kauflaune. Zwar ist Deutschland im Winter das Gas nicht ausgegangen, Energie wird aber teuer bleiben. Und im kommenden Winter droht es wieder eng zu werden.
Das alles mögen vorübergehende Probleme sein. Mittelfristig sieht es aber nicht besser aus. Die Staatsbank KfW hat kürzlich vor eine „Ära anhaltend stagnierenden, womöglich schleichend schrumpfenden Wohlstands“ gewarnt, weil Deutschland die Fach- und Arbeitskräfte ausgehen. Und auch die grüne Transformation führt bislang nur in den Wunschvorstellungen des Bundeskanzlers zu einem neuen deutschen Wirtschaftswunder.
Natürlich bietet der Wandel den innovativen deutschen Unternehmen Chancen, es kann für Auto- und Heizungshersteller aber auch steil bergab gehen. Das Fazit: Es fehlt derzeit schlicht die Phantasie, wie dem lahmen Mann rasch wieder Beine gemacht werden können.