Neben Russland leidet Europa am meisten unter den Sanktionen. Jetzt locken die USA europäische Firmen mit massiven Subventionen ins Land. Europa ist verärgert.
Der Krieg in der Ukraine scheint das globale Machtgefüge zu verschieben. Auf Tiktok häufen sich Videos, in denen die USA als Hauptnutzniesser des Kriegs auf Kosten Europas ausgemacht werden.
Viele beschuldigen die USA, für den Anschlag auf die Gas-Pipelines in der Ostsee verantwortlich zu sein. Nun wolle Amerika mit massiven Subventionen auch noch europäische Firmen abwerben. Alles Verschwörungstheorien oder gar Putin-Propaganda?
Wer für den Anschlag verantwortlich ist, ist noch immer unklar. Die USA ersetzen aber zunehmend Russland als Gaslieferanten Europas mit Flüssiggaslieferungen per Tanker zu horrenden Preisen auf dem Spotmarkt (siehe Box).
Derzeit handelt Europa mit US-Anbietern langfristige Lieferungen zu besseren Preisen für bis zu 25 Jahre aus. Doch wegen des Übersee-Transports und der aufwändigen Gasverflüssigung bleiben die Kosten deutlich höher als in den USA.
Absturz droht
Die Subventionen seien bis zu zehnmal höher als von der EU maximal erlaubt. Er warnt vor einem Absturz und drastischen Folgen auf den Arbeitsmärkten. Man dürfe neben China auch den USA nicht einfach das Feld überlassen. Einige grosse Firmen, die in Europa investieren wollten, schwankten bereits zwischen Europa und den USA.
Neben Russland leide Europa am meisten unter den Sanktionen und den Folgen der Energiekrise, sagt auch Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz, zu 20 Minuten. «Die USA sind unter dem Strich als Netto-Energieexporteur in einer deutlich besseren Lage und der Industriestandort USA hat an relativer Attraktivität gewonnen», so Geissbühler.
Für die europäische Schwerindustrie werde es wegen hoher Energiepreise fast unmöglich, weiter in Europa zu produzieren. Viele von ihnen dürften in die USA oder in andere Länder abwandern, so Geissbühler.
«Joe Biden verschlimmert Handelskonflikt»
Zum Subventionsgesetz sagt der Raiffeisen-Experte: «US-Präsident Joe Biden führt den America-First-Ansatz seines Vorgängers Donald Trump weiter und nennt es einfach anders.» Unter Biden habe sich der Handelskonflikt etwa mit dem Exportstopp von Chips nach China sogar noch verschlimmert.
Laut «Focus» bauen nun vor allem deutsche Autokonzerne auf die USA. In der Schweiz ist die Abwanderungsgefahr laut Geissbühler aber weniger gross. Ausser den spezialisierten Nischenplayern verlagerte ein Grossteil der Industrie die Produktion schon früher in günstigere Länder und betreibt hierzulande oft nur noch Forschung und Entwicklung.
Die französische Zeitung «Le Figaro» berichtet nun vom Gespenst des Handelskriegs. Die EU-Staaten fordern die USA auf, mehrere Massnahmen aus dem Gesetz zu streichen. Sonst müsse man Vergeltungsmassnahmen in Betracht ziehen. Eine Taskforce soll nun vermitteln.
Geissbühler warnt vor den Folgen eines möglichen Handelskriegs. «Das wäre schlecht für die globale Wirtschaft, unter dem Strich würden alle verlieren.» Statt einem Sanktionswettrennen empfiehlt er, den eigenen Standort attraktiver zu machen, etwa durch den Abbau von Bürokratie und Steuern.