Deutschland steuert bei der Standortattraktivität nach Worten des Kettensägenunternehmers Nikolas Stihl auf einen Kipppunkt zu. «Die Gefahr einer Deindustrialisierung ist nicht von der Hand zu weisen», sagte der schwäbische Familienunternehmer der Deutschen Presse-Agentur. Die deutsche Industrie habe bisher sehr widerstandsfähig agiert und die Belastungen mehr oder weniger weggesteckt. Es werde aber von Jahr zu Jahr schwieriger.
Nikolas Stihl, Vorsitzender des Beirats des Motorsägen- und Gartengeräteherstellers Stihl.© Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild
«Der deutsche Standort könnte irgendwann einen Kipppunkt erreichen mit stark negativen Auswirkungen auf die Bereitschaft, hierzulande unternehmerisch zu wirken», befürchtete Stihl. Für sein Unternehmen sei dieser Punkt erreicht, wenn es hierzulande nicht mehr wettbewerbsfähig herstellen könne. Deutschland sei schon immer ein relativ teurer Standort gewesen, bisher sei Stihl damit zurechtgekommen. «Aber die Entwicklungen im Bereich der Bürokratie, der Kostenbelastung, den ausbleibenden Investitionen, die wir dringend bräuchten - das führt dazu, dass die Standortbedingungen hierzulande jedes Jahr etwas schlechter werde.»
Für sein Unternehmen, das neben Kettensägen auch Garten- und Baugeräte herstellt, blickt Stihl auf «außerordentliche Wachstumsjahre» während der Corona-Zeit zurück. Die Leute hätten Zeit gehabt, ihr Haus und ihren Garten zu verschönern - außerdem hätten die Profi-Kunden an der frischen Luft weiterarbeiten können.
Im Jahr 2021 hatte Stihl mit etwas über fünf Milliarden Euro einen Umsatzrekord erreicht. Für 2022 liege der Umsatz deutlich darüber, sagte Stihl - das liege vor allem am schwachen Euro. Stihl vertreibe viel in Dollar, wenn der Euro also an Wert verliere, helfe das dem Umsatz. Hinzu kämen Preisanpassungen wegen der Inflation. Beim Absatz liege das Unternehmen hingegen voraussichtlich ganz leicht unter dem Vorjahreswert. Grund seien Probleme mit den Lieferketten. Zum Gewinn äußert sich Stihl generell nicht.